Wenn zwei Menschen unterschiedlicher Nationalitäten die Ehe eingehen, ist die Hochzeitsfeier eine besondere Herausforderung. Pommes oder Tafelspitz ist nicht die einzige Frage, die geklärt werden muss. Wie beide Kulturen am Hochzeitstag unter einen Hut passen, zeigt dieser Beitrag.
Paare mit unterschiedlichen Nationalitäten erscheinen für Außenstehende manchmal kurios. Da sprechen ein Schweizer und seine afrikanische Partnerin Französisch miteinander, eine Deutsche und ein Türke bevorzugen Englisch. Was für eine Herausforderung! Neben den sprachlichen geraten im Falle der Eheschließung auch erhebliche kulturelle Unterschiede ins Visier. Wie lässt sich eine binationale Hochzeit rundum passend gestalten? Welche Kultur hat Vorrang? Wir geben einen Kompass für den Weg durch den Dschungel der Kulturenvielfalt an die Hand.
Es stimmt schon, dass binationale Paare von ihrer Umwelt mehr beobachtet werden. Die Freunde schauen genauer hin, die Familien argwöhnen, ob eine solche Verbindung langfristig halten kann - die Gesellschaft ist generell aufmerksamer. Darüber sind sich binationale Paare im Klaren und sie haben gelernt, damit umzugehen. Entgegen allen Unkenrufen sind Mix-Beziehungen jedoch nicht instabiler als Partnerschaften mit Partnern gleicher Nationalität. Oft ist das Gegenteil der Fall. Denn Paare haben gelernt, sich miteinander zu arrangieren, bikulturelle Eigenheiten zu akzeptieren und quasi eine dritte, eine ganz individuelle „Mischkultur“ aufgebaut.
So abgedroschen es klingt, so wahr ist es für binationale Hochzeiten. „Der Weg ist das Ziel“ bedeutet, dass jeder Schritt ein Zeichen setzt, dass jeder einzelne Schritt der Hochzeit in doppelter Hinsicht wichtig ist. Dass jeder Schritt ein Stück näher ans Ziel führt. Die Feierlichkeiten zeigen die Haltung, die beide Partner zur jeweils anderen Kultur haben. Respekt lautet das Zauberwort bei der Planung einer binationalen Ehe. Schließt ein Schweizer Bürger mit einer Nicht-Schweizer Bürgerin eine Ehe, so sind grundsätzlich die Anforderungen beider Staaten zu beachten, damit die Ehe in beiden Ländern Gültigkeit hat. So zumindest lautet das Gesetz. Manche Paare spielen deshalb mit dem Gedanken, im Inland und im Ausland eine jeweils eigenständige Hochzeit zu feiern. Damit tun sie nicht nur den gesetzlichen Anforderungen genüge, sondern feiern mit beiden Familien nach den jeweils herrschenden Traditionen. Doch ist das wirklich der Königsweg? Gerade bei einer Hochzeit ist die beste Gelegenheit, beide Familien freundschaftlich gestimmt zusammen zu bringen. Eine Hochzeit im Kreise beider Familien ist das, was sich die allermeisten Paare wünschen.
Diese Frage ist sicherlich eine der wichtigsten Fragen überhaupt. Gleichwohl – eine pauschale Antwort gibt es nicht. So manche Braut kann sich nur vorstellen, in der heimischen Dorfkirche zu heiraten. Andererseits gibt es sicherlich auch Männer, die beispielsweise aufgrund einer hohen gesellschaftlichen Position einer Art Verpflichtung empfinden, im eigenen Land zu heiraten.
Der Schlüssel zur Lösung lautet Verständigung. Lässt sich tatsächlich kein Kompromiss finden, der für beide Partner machbar ist, sollten Sie die Möglichkeit in Betracht ziehen, zwei Hochzeiten zu feiern. Die eine im Inland, die andere im Ausland. Natürlich ist auch das eine Frage des Geldes. Falls es sich um angrenzende Länder handelt, könnte jedoch quasi grenzüberschreitend geheiratet und gefeiert werden. Dass es echte Multikultur. Eine rechtlich gültige Eheschließung diesseits und die andere jenseits der Grenze im Abstand von wenigen Stunden. Der Frühstücksbrunch nach dem Standesamt im einen, die Abendveranstaltung im anderen Land. Warum nicht?
Liegen die Länder weit auseinander und sprechen andere Gründe gegen eine Hochzeit in einem der beiden Heimatländer, gilt die Maxime: Gemeinsam mit Respekt und Achtung füreinander eine Lösung finden. Am schönsten ist es natürlich, wenn die Hochzeitsfeier ein Symbol der Völkerverständigung ist. Beide Familien sitzen bunt gemischt an runden Tischen, im Idealfall helfen Dolmetscher bzw. Familienmitglieder mit Sprachkenntnissen beider Kulturkreise bei der Kommunikation.
Eine Eheschließung ist eine langfristige Partnerschaft, bei der beide das gleiche Mitspracherecht haben sollten – so lautet nicht nur die Vorstellung von Schweizern und Schweizerinnen. Insofern wäre die Lösung, dass keine Kultur Vorrang vor der anderen Kultur hat. Besser ist es, eine gesunde Mischung aus beiden Kreisen zu kreieren. Wichtig ist, die Familien mit einzubeziehen. Eine gute Idee ist, sich grob einen Fahrplan für die Hochzeit zu erarbeiten und diesen dann gemeinsam mit den Brauteltern und anderen wichtigen Familienmitgliedern zu besprechen. Am besten setzt man sich dazu an einen Tisch und sorgt dafür, dass jeder seine Wünsche einbringen kann. Auf diese Weise verankert das binationale Brautpaar schon sehr früh die Erkenntnis, dass beide Nationalitäten miteinander auskommen können und es sogar Spaß macht und neue Horizonte eröffnet.
Während es zum Beispiel bei einer türkischen Hochzeit zur Tradition gehört, eine Geschenkübergabe TAKI gesondert und sehr lang zu zelebrieren, stellen Schweizer ihre Geschenke in aller Regel auf den dafür vorgesehenen Präsente-Tisch. Schweizer Hochzeiten kennzeichnen sich oftmals durch ausgewählte Speisen, türkische Tradition sind jedoch Brathähnchen, Schnitzel, Reis und Salat. Welche Tradition vorzuziehen ist, ist wie immer Sache des Brautpaares und auch eine Frage des Budgets. Wer es sich leisten kann, könnte ein üppiges Buffet auffahren, während die Übergabe der Geschenke nach türkischer Tradition abläuft.
Ein Zeichen des Respekts und der Verständigung ist es, wenn die gewählte Tradition in der Sprache der jeweils anderen Nationalität erklärt wird. Wer noch nie bei einem TAKI teilgenommen hat, kann nicht wissen, wie er sich verhalten soll. Deshalb ist es angezeigt, ganz klare Spielregeln zu nennen, damit sich die Gäste wohlfühlen und Spaß daran haben, etwas Neues kennen zu lernen. Unangenehm wäre es hingegen, wenn die eine Hälfte der Gäste den Verhaltenskodex nicht kennt und sich aus Unwissenheit nicht beteiligt oder gar in ein bis dato unbekanntes Fettnäpfchen tritt. Deshalb bitte aufklären, erklären, anleiten! Diese Art der Völkerverständigung hat schon so manche Freundschaft gestiftet und zum Zusammenwachsen unterschiedlicher Kulturen der neu verbundenen Familien beigetragen.
Die Sprachhürde ist eine Herausforderung, der relativ unkompliziert begegnet werden kann. Eine Speisekarte lässt sich zweisprachig drucken, Dolmetscher zum Übersetzen der Hochzeitsrede und anderer wichtiger Beiträge können gebucht werden. Wichtig ist, sensibel mit den Unterschieden umzugehen und die jeweils andere Nationalität auf kulturelle Eigenheiten oder traditionelle Besonderheiten hinzuweisen. Was passiert gerade, warum passiert es gerade und welche Geschichte steckt dahinter? Gäste lernen voneinander und miteinander, sie feiern gemeinsam, sie lachen gemeinsam und begründen so ihre ganz eigene, neue „Familien-Mischkultur“.
In jeder Ehe ist das miteinander reden ein ganz wichtiger Punkt. Das gilt natürlich verstärkt für Paare unterschiedlicher Nationalitäten. Wer miteinander redet, muss sich auseinandersetzen und manchmal sogar Dinge erklären, die er oder sie aufgrund ihrer Herkunft nicht für erklärungsbedürftig hält. Mit der Zeit wird dadurch die Fähigkeit geschult, sich präzise auszudrücken und aufeinander zuzugehen. Der Geist öffnet sich und die Bereitschaft, sich mit Neuem auseinanderzusetzen und sein eigenes Verhalten immer wieder auf den Prüfstand zu stellen, lässt eine positive Atmosphäre für den Gedankenaustausch entstehen. Binationale Ehen haben das Potenzial, über sich hinaus zu wachsen, weil sie oftmals mehr als andere an ihrer Beziehung arbeiten. Wer sich den Herausforderungen mit offenem Herzen stellt, hat gute Chancen auf eine funktionierende, glückliche Partnerschaft, die von der Vielfalt der unterschiedlichen Kulturen profitiert.
Bilder: Unsplash.com - Tim Mossholder
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