Was tun, wenn kurz vor der Hochzeit ein lieber Mensch verstirbt oder schwer erkrankt? Die Locations sind gebucht, alle Gäste eingeladen, Kleid und Anzug maßgeschneidert und die Hochzeitsreise angezahlt. Passen Tod, Krankheit und Trauer zu einer Hochzeit? Nein, sicher nicht. Aber was auf jeden Fall zur Hochzeit passt, ist Liebe.

Frau traurig auf Steg

Wer vor der Frage steht, ob die Hochzeit aufgrund eines Trauerfalls oder einer schweren Erkrankung abgesagt werden soll, kann diese schwere Entscheidung unter dem Leitmotiv der Liebe und Anteilnahme treffen. Der Beitrag liefert Denkanstöße und Entscheidungshilfen.

Sich vorbereiten: Wenn das Schicksal Regie führt

Manchmal entwickeln sich die Dinge ganz anders als gewünscht. Wenn ein enger Angehöriger verstirbt, Braut oder Bräutigam schwer erkranken oder ein Trauzeuge einen schweren Unfall hat, kann dies die gesamte Hochzeitsplanung umwerfen. Ob eine Hochzeit verschoben oder abgesagt werden sollte, hängt auch davon ab, was bereits alles organisiert und angezahlt wurde und wie weit in der Zukunft der Hochzeitstermin liegt. Sind die Planungen noch nicht so weit fortgeschritten und steht das Datum noch nicht fest, lässt sich die Hochzeitsplanung vorübergehend aufschieben. Doch je näher der Hochzeitstermin liegt und je konkreter die Programmpunkte am schönsten Tag im Leben bereits mit Dienstleistern vertraglich fixiert wurden, desto schwieriger wird es, die Situation adäquat zu handhaben.

Man stelle sich vor, ein Trauzeuge verunglückt 4 Wochen vor der Trauung schwer oder ein Elternteil stirbt ein paar Tage vor dem Hochzeitstermin. Der Schock greift mit heftigen emotionalen Auswirkungen um sich, die Trauer breitet sich tief im Herzen aus. Wie soll man da unbeschwert feiern können?

Es drängt sich die Frage auf, was jetzt zu tun ist? Hochzeit verschieben oder gleich ganz absagen? Die Antworten auf diese Fragen sind sehr individuell und hängen auch davon ab, wen es trifft und wie diese Person zum Brautpaar steht. Was bedeutet dies konkret?

Entscheidung treffen: Tipps für Brautpaare

Zunächst einmal muss gesagt werden, dass die Entscheidung, eine Hochzeit abzusagen in erster Linie beim Brautpaar liegt. Schließlich sind stets Kosten mit einer Absage verbunden und je kurzfristiger die Stornierung erfolgt, desto teurer wird es bei den involvierten Dienstleistern.

Exkurs Kosten

Sicherlich wissen Sie, dass Stornierungen in der Regel mit Kosten verbunden sind. Es gibt zwar so manchen kulanten Dienstleister, der auf einen Entschädigung verzichtet - insbesondere, wenn dieser aus dem Bekanntenkreis kommt - doch üblich ist das nicht. Dabei gilt: Je kurzfristiger die Absage, desto höher die Stornokosten. Nicht selten geht es um einige hundert bis einige tausend Euro, die Sie bei Stornierungen bezahlen müssen.

Bevor Sie also Hals über Kopf Ihre Hochzeit absagen, nehmen Sie sich etwas Zeit. Einerseits sollten Sie nicht unter Druck und im Angesicht der kürzlich erfahrenen Nachricht eine übereilte Entscheidung treffen. Andererseits dürfen Sie nicht zu lange warten, falls Sie wirklich absagen wollen. Der goldene Mittelweg könnte hier helfen: Überschlafen Sie die Entscheidung mindestens eine Nacht, lieber noch zwei bis drei Tage, bis Sie einen klaren Kopf haben. Alsdann prüfen Sie die geschlossenen Verträge mit Fotograf, DJ, Location und allen anderen Lieferanten und Dienstleistern. Verschaffen Sie sich einen Überblick über die Kosten, die eine Stornierung mit sich bringen würde.

Tipp: Vorsorglich Hochzeitsversicherung abschließen

Brautpaare, die ein großes Event mit zahlreichen Gästen und einem hohen finanziellen Aufwand planen, sollten über den Abschluss einer geeigneten Hochzeitsversicherung nachdenken. Doch auch Paare, deren Budget etwas kleiner ist, die aber ein erhöhtes Sicherheitsbedürfnis verspüren, könnten die Hochzeitsversicherung in Betracht ziehen.

Der Schutz aus der Police ist inhaltlich vergleichbar mit einer Reiserücktrittsversicherung. Abgesicherte Rücktrittsgründe sind eine unerwartete schwere Erkrankung und schwere Unfälle. Der abgesicherte Personenkreis bezieht sich auf das Brautpaar, die Trauzeugen und nahe Angehörige. Die Kosten orientieren sich an der Versicherungssumme und liegen ungefähr bei 1%. Bei einer Versicherungssumme von rund CHF 20‘000 werden rund 150 CHF Prämie fällig.

Wie nahe steht die Person zu Braut und Bräutigam?

Um unabhängig von der Kostenfrage eine Entscheidung zu treffen, ist es ratsam, mit anderen zu sprechen, die von dem Unglück ebenfalls betroffen sind. Eine wichtige Entscheidungsgrundlage stellt die Nähe der Person zum Brautpaar dar. Ist sie ein wichtiger Bestandteil des Lebens wie etwa Vater, Mutter oder Geschwister? Auch enge Freunde haben einen hohen Stellenwert im Leben und wenn ihnen etwas zustößt, fällt es schwer, den schönsten Tag im Leben zu genießen. Je näher ein Mensch dem Brautpaar steht, ganz unabhängig vom Verwandtschaftsgrad, desto mehr neigen Brautpaare dazu, die Hochzeit abzusagen bzw. zu verschieben.

Angenommen, eine Tante des Bräutigams verstirbt kurz vor der Hochzeit, dann könnte das Brautpaar das Gespräch mit der direkten Familie der Tante suchen. Wie stehen der Onkel und die Cousins und Cousinen zur Hochzeit? Was hätte die verstorbene Tante gewollt? Ein wichtiger Aspekt ist auch der Beisetzungstermin. Wenn dieser in direkter zeitlicher Nähe zum Hochzeitstag liegt, könnte es schwierig sein, die beiden Ereignisse gedanklich und emotional voneinander zu trennen.

Letztlich liegt die Entscheidung beim Brautpaar und muss in jedem Einzelfall mit Bedacht getroffen werden. Geht es aber um nahestehenden Personen oder sind neben dem Brautpaar noch viele andere Gäste von dem Ereignis betroffen, ist es hilfreich, die betroffenen Personen direkt anzusprechen. Ein klärendes Gespräch dient dazu, Misstöne innerhalb der Familie oder dem engsten Freundeskreis von vornherein zu vermeiden.

Generell könnte man sagen: Wenn das schicksalhafte Ereignis starke emotionale Auswirkungen auf Braut oder Bräutigam hat, kommt eine Absage oder Verschiebung der Hochzeit in Betracht. Es ist schließlich mehr als verständlich, wenn Sie nicht feiern wollen, während der Brautvater im Krankenhaus liegt oder ein enger Freund in den Tagen rund um die Hochzeit zu Grabe getragen wird. Die emotionale Belastung am Hochzeitstag dürfte zu groß sein und diesen wichtigen Tag, der eigentlich zu den glücklichsten in Ihrem Leben zählen sollte, zu stark mit Trauer und Sorge überschatten. Wenn Sie so empfinden, ist es eine gute Entscheidung, den Hochzeitstermin zu verschieben.

Hochzeit (nicht) absagen: So informieren Sie Ihre Gäste

Wie auch immer die Entscheidung ausfällt, sie müssen darüber nachdenken wie Sie Ihre Gäste informieren. Bei einer Absage haben Sie keine Wahl, dann müssen Sie alle Gäste in Kenntnis setzen. Dies können Sie auf verschiedenen Wegen tun. Eine Möglichkeit ist, Karten zu drucken und zu versenden.

“Aufgrund eines Todesfalls/Trauerfalls/schweren Krankheitsfalls in der Familie müssen wir unsere Hochzeit leider verschieben.“

Ein Statement auf der Hochzeits-Homepage oder eine Rundmail sind ebenfalls möglich. Natürlich können Sie Ihre Gäste auch einzeln anrufen bzw. Ihre Trauzeugen darum bitten, diese Aufgabe zu übernehmen.

Feiern trotz Unglücksfall

Sofern Sie sich dazu entschließen, die Hochzeit trotz des Unglücks zu feiern, brauchen Sie bei den meisten Gästen nichts weiter tun. Die Einladung steht und die Gäste haben bereits zugesagt, der Unglücksfall ändert daran nichts. Doch mit nahestehenden Personen, die sich Gedanken um Sie machen und möglicherweise selbst von der Angelegenheit betroffen sind, sieht es anders aus. Hier sollten Sie das Gespräch suchen und offenlegen, warum die Hochzeit trotzdem stattfindet.

“Mein Vater hätte es so gewollt. Wir gedenken seiner auf unserer Hochzeit.“

“Meine Schwester liegt zwar nach ihrem schweren Unfall im Krankenhaus, aber es geht ihr soweit gut, dass wir sie per Videochat mit an unsere Hochzeitstafel holen können.“

Die anderen Gäste, die von dem Drama in Ihrem Privatleben nichts mitbekommen haben, können Sie dann immer noch auf der Hochzeit in Kenntnis setzen.

Vier Wege, Verstorbenen auf der Hochzeit zu gedenken

Insbesondere bei sehr nahestehenden, inzwischen verstorbenen Personen wie Eltern oder Geschwistern ist es denkbar, diese mit in die Hochzeitsfeierlichkeiten einzubeziehen. Allerdings sollten Sie ganz genau überlegen, ob Sie dies wirklich umsetzen wollen. Ihr Hochzeitstag wird ohnehin recht emotional sein und die Erinnerung an verstorbene Personen könnte Sie aus der Bahn werfen.

Die Idee, eine Verstorbene Person auf der Hochzeit mit einzubeziehen, sollte Sie nicht traurig machen, so dass Sie den Hochzeitstag nicht mehr genießen können. Am besten sprechen Sie mit ihrem Partner darüber, ob und wie die Integration einer nahestehenden verstorbenen Person erfolgen kann. Sofern Sie sich dafür entscheiden, haben wir vier Vorschläge für Sie vorbereitet.

Jeder Mensch geht mit einer schwierigen Situation wie diesen unterschiedlich um. Unsere Vorschläge, einem lieben Menschen auf der eigenen Hochzeit zu gedenken, sollen Sie dazu inspirieren, eine eigene, stimmige Lösung zu finden.

Ein stiller Gruß

Sie können dem fehlenden Menschen einen stillen Gruß senden. Dies lässt sich etwa in der Kirche realisieren, denn hier ist der traditionelle Ort, an dem man der Verstorbenen in Ehre gedenkt. Sprechen Sie mit Ihrem Pfarrer oder Priester über Ihren Wunsch. Das Gedenken an die verstorbene Person könnte in den Fürbitten oder in der Predigt einen würdigen Platz finden.

Ein Erinnerungs-Schmuckstück tragen

Ein besonderes Schmuckstück im Andenken an einen Verstorbenen zu tragen ist eine dezente Möglichkeit, diesem zu gedenken. Es könnte ein Kettenanhänger, Manschettenknöpfe oder ein Schmuckstück im Brautstrauß sein. Ein kleines Amulett, in dem ein Foto des Verstorbenen eingelegt wird, erinnert auch in Zukunft an diesen besonderen Tag und schließt die vermisste Person auf immer mit ein.

Foto des Verstorbenen auf der Feier aufstellen

Eine offensichtliche Möglichkeit des Toten am Hochzeitstag zu gedenken ist, ein schönes Foto aufzustellen. Denken Sie aber daran, dass das Foto während des ganzen Tages den Gästen Anlass bietet, Sie deswegen anzusprechen. Sie könnten bei der Begrüßung der Gäste kurz ein paar erklärende Worte zum Foto geben und - wenn Sie möchten - auch darum bitten, aus Respekt vor Ihren Gefühlen davon abzusehen, die verstorbene Person zum Gesprächsgegenstand zu machen.

Trauerschleife, Trauerbänder

Eine ebenfalls unübersehbare Option, eine geliebte und innig vermisste Person in die Hochzeit mit einzubinden, ist das Tragen einer Trauerschleife oder eines Trauerbandes. Das schwarze Zeichen der Verbundenheit wird an die linke Brustseite geheftet. Eine Schweigeminute zum Gedenken bringt noch einmal all ihre Liebe zum Ausdruck und lässt diesen Moment zu einer besonderen Erinnerung werden.

Hören Sie auf Ihr Herz

Wie eingangs erwähnt hilft es, sich bei der Entscheidung nach dem Leitmotiv der Liebe zu richten. Fragen Sie sich stets, was der Verstorbene für Sie und für sich selbst gewollt hätte. Sprechen Sie im Zweifel mit den Menschen, die von dem Tod oder Unglück am meisten betroffen sind und entscheiden Sie mit etwas zeitlichem und emotionalem Abstand zum Geschehenen, ob Sie die Hochzeit absagen bzw. verschieben oder nicht. Wenn Sie dabei auf Ihr Herz hören, treffen Sie bestimmt die richtige Entscheidung.

 
 

Bilder: Pixabay.com - ID g9f3b85ef6 - Sasin Tipchai

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