Ihr Kind will heiraten, obwohl es erst knapp volljährig ist. Kann das gut gehen oder müssen Sie diese Ehe unbedingt verhindern, um Ihr Kind vor sich selbst zu schützen? Der Beitrag schlägt Handlungsoptionen vor.
Für manche Eltern ist es sicherlich ein Albtraum. Ihr Kind, gerade volljährig geworden, will heiraten. Der Gesetzgeber billigt Ihnen rechtsverbindliche Entscheidungen zu, doch Sie als Mutter oder Vater kennen Ihr Kind besser. Sie sind der Meinung, dass die nötige Reife fehlt, um den Bund der Ehe zu schliessen. „Jung gefreit, nie gereut“, diesen Spruch haben Sie nie verstanden. Wie können Eltern mit der Situation umgehen?
Ein Blick zurück in die Vergangenheit zeigt, dass Frauen viele Jahrzehnte bemitleidet wurden, wenn Sie mit Anfang 20 noch keinen Ehemann hatten. Inzwischen hat sich das Durchschnittsalter für Eheschliessungen um gut zehn Jahre erhöht. Mit knapp über 30 Jahren scheint heutzutage der bevorzugte Zeitpunkt für eine Hochzeit zu sein. Woran liegt das? Dies hat sicherlich mehrere Gründe.
Ein wichtiger Grund ist, dass in der bewegten Zeit zwischen 20 und 30 viele Ihre eigenen Ziele fokussieren und erreichen wollen. Sie streben nach Auslandserfahrungen, orientieren sich beruflich und gehen in ihrer Karriere auf. Bevor eine Heirat die eigenen Wünsche in eine andere Richtung drängt, wollen sie auf Nummer sicher und ungebunden durchs Leben gehen.
Ebenfalls schwer wiegt die Tatsache, dass die allermeisten Menschen im Lebensabschnitt zwischen 20 und 30 die stärksten persönlichen Veränderungen durchlaufen. Viele erfinden sich so lange neu, bis sie sich endlich selbst gefunden haben und wissen, wo sie stehen und wo sie hinwollen. Eine Hochzeit nach Abschluss dieser Phase erscheint als sicherer Weg, eine stabile Ehe einzugeben.
Dies sind zwar nachvollziehbare Begründungen, nicht frühzeitig zu heiraten. Allerdings ist eine Hochzeit mit über 30 noch lange keine Garantie dafür, dass die Ehe besser hält, als wenn sie mit 18, 20 oder 25 geschlossen wird.
Zwei Positiv-Beispiele sollen zeigen, dass eine Eheschliessung in jungen Jahren funktionieren kann.
Lena heiratete mit knapp 22, weil ein Kind unterwegs war. Sie kannte den Vater zu diesem Zeitpunkt vier Jahre. Während dieser Zeit waren Sie buchstäblich Tag und Nacht zusammen. Sie reisten gemeinsam durch Asien und Europa, lernten sich in vielen verschiedenen Situationen, unter Stress und bei eitel Sonnenschein kennen. Sie stritten sich und sie versöhnten sich. Lena liebte alles an ihrem Partner und war bereit für den nächsten Schritt. Beide hatten dieselben Zukunftsvorstellungen und freuten sich auf das gemeinsame Kind. Heute sind Sie 17 Jahre verheiratet und glücklich. Ihr Geheimnis, sagt Lena, ist die ständige Kommunikation und die unbedingte Bereitschaft, stets von den besten Absichten des anderen auszugehen.
Marc und Juliane lernten sich früh kennen und heirateten bereits nach einem halben Jahr. Damals waren beide 19 Jahre alt. Während des halben Jahres sahen Sie sich nur alle 14 Tage am Wochenende und verbrachten eine einzige Urlaubswoche in einer Gruppe von Freunden gemeinsam. Sie starteten buchstäblich im Blindflug in eine gemeinsame Zukunft. Die Ehe hält inzwischen 30 Jahre und hat viele Höhen und Tiefen erlebt. Die zwei sind zu einem echten Dreamteam zusammengewachsen, das krisenfest zueinander steht. Das Leben hat unseren Ehebund titanstark gemacht. Titan ist Ihr gemeinsames Symbol und Ihre Eheringe sind folgerichtig aus diesem Material geschmiedet. Beide sagen, dass die frühe Hochzeit ein echter Glücksfall war. „Wir sind füreinander bestimmt“, so die übereinstimmende Meinung.
Wer sich unter Paaren umhört, die jung gefreit und es nicht bereut haben, erfährt, dass es eigentlich keinen richtigen oder falschen Zeitpunkt für eine Hochzeit gibt. Manche Paare heiraten mit Mitte 30 oder Anfang 40 und die Ehe hält trotz umfangreicher Lebenserfahrung dem Alltagsstress nicht stand. Im Grunde geht es nicht darum, wie alt Braut und Bräutigam oder wie lange Sie schon zusammen sind. Ausschlaggebend ist nicht die Quantität der Partnerschaft, die Qualität der Beziehung und die Fähigkeit miteinander respekt- und liebevoll umzugehen, spielen die grösste Rolle.
Auch wenn nicht jeder so jung heiraten will, so sollte niemand vorschnell ein Urteil über andere Paare fällen. Das gilt auch für Sie als Elternteil eines jungen, heiratswilligen Menschen. Bevor Sie sich in die Lebensentscheidung Ihres Sohnes oder Ihrer Tochter einmischen, sollten Sie sich selbst ein umfassendes Bild machen und die verschiedenen Blickwinkel, die wir Ihnen in diesem Beitrag vorstellen, auf sich wirken lassen.
Wie lange ist Ihr Kind mit ihrem Partner/ihrer Partnerin schon zusammen? Heiratet es die Jugendliebe, kennt ihn oder sie schon seit Jahren? Dann hatte diese Beziehung schon viel Zeit zu wachsen und das über eine Phase, in der starke Persönlichkeitsveränderungen an der Tagesordnung sind – eine harte Probe! Die Liebe zueinander entwickelt eine besondere Qualität und der Entschluss der beiden, sich durch eine Ehe aneinander zu binden, steht ungeachtet des Alters und objektiv betrachtet auf einem recht guten Fundament.
Heiratet Ihr Kind zu jung in Ihren Augen, ist Ihre Panik und Ihr Missfallen verständlich. Ist Ihr Kind schon reif für die Ehe? Und wie stark dürfen Sie dreinreden? Unser Rat lautet, in einem respektvollen Gespräch mit Ihrem Kind und später mit dem zukünftigen Partner/der zukünftigen Partnerin, Ihre Bedenken offen anzusprechen.
Stellen Sie dabei zunächst die junge Partnerschaft in den Mittelpunkt. Erkundigen Sie sich nach den Beweggründen und bleiben Sie offen für die Überzeugungsarbeit, die Ihr Gegenüber vermutlich leisten will. Wie argumentiert Ihr Kind, wie der Partner/die Partnerin? Vielleicht gelingt es Ihnen, über Ihren eigenen Schatten zu springen und innerlich einen Schritt zurück zu treten. Was würden Sie denken, wenn es bei diesem Gespräch nicht um Ihre Tochter, nicht um Ihren Sohn ginge? Klingen die Argumente vernünftig? Agiert Ihr Kind umsichtig, reif und erwachsen?
Auch Ihre eigenen Ängste haben Platz. Wenn es Ihnen gelingt, Ihre Ängste und Befürchtungen zu thematisieren, ohne eine überhebliche oder gar besserwisserische Haltung einzunehmen, stehen die Chancen gut, dass Ihre Argumente angehört und im besten Falle sogar abgewogen werden. Bitte machen Sie sich bewusst, dass Ihre persönlichen Befindlichkeiten nicht die Hauptrolle spielen! Es geht um eine einschneidende Lebensentscheidung Ihres Kindes, zu der Sie als Mutter oder Vater natürlich Ihre Sicht der Dinge erklären dürfen. Doch bitte lassen Sie die moralischen Daumenschrauben in der Schublade. In diesem Gespräch sollten Wertschätzung und liebevoller Respekt Vorrang haben. Denn egal, was Sie davon halten, letztlich gelten volljährige Kinder vor dem Gesetz als erwachsen und können einen rechtsverbindliche Ehe eingehen.
Finanzen voneinander trennen
Ein zentraler Aspekt ist das liebe Geld. Junge Menschen befinden sich in der Regel in der Ausbildung, beziehen BAföG, studieren per Stipendium oder auf Kosten der Eltern. Die finanzielle Basis auf ist auf jeden Fall ein wichtiger Punkt, den es zu bedenken gilt.
Falls Sie mit Geld auch nach der Eheschließung einspringen wollen, dann ist das ein feiner Zug, doch darin liegt auch eine Gefahr für das persönliche Verhältnis. Sie wären nicht die ersten Eltern, die sich aufgrund der monatlichen Finanzspritze das Recht herausnehmen, spezifische Erwartungen an Ihre Kinder und deren Beziehung zu stellen. Wir hoffen, dass Sie davon Abstand nehmen können, denn gesund ist die Einmischung in die Beziehung Ihres Kindes nicht.
Grenzen aufzeigen
Eine Ehe bringt finanzielle Verpflichtungen mit sich, das muss dem jungen Paar klar sein. Prüfen Sie, inwieweit die beiden in Gelddingen vorausgedacht haben. Auch wenn es schwer fällt, hierüber sollten klare Absprachen erfolgen, die unmissverständlich die Grenzen aufzeigen. Typische finanzielle Aspekte, die junge Menschen im Rausch der Liebesgefühle übersehene, sollten geklärt werden. Wer heiratet und einen eigenen Hausstand gründet, nimmt auch seine finanziellen Angelegenheiten fest in die eigene Hand. Scheuen Sie sich nicht, Themen wie diese auf den Tisch zu bringen:
Die finanziellen Aspekte sollen nicht dazu missbraucht werden, die Hochzeitsabsichten des Kindes zu untergraben. Vielmehr dient die Ordnung der finanziellen Verpflichtungen dazu, die Verantwortlichkeiten klar abzugrenzen.
Fairness first
Falls Sie sich wider besseren Wissens dazu entscheiden, einen Teil oder alle laufenden Zuschüsse zum Lebensunterhalt Ihres Kindes weiter zu bezahlen, bleiben Sie bitte fair und knüpfen keine Bedingungen persönlicher Natur daran. Aussagen wie „Wir zahlen nur, solange du nicht schwanger wirst,“ oder „Wenn wir zahlen, dann erwarten wir euch zweimal in der Woche zum Abendessen“ sind übergriffig bzw. lassen eine ungesunde Erwartungshaltung erkennen. Sie vergiften damit die Atmosphäre und erschweren in Zukunft den konstruktiven Austausch mit Ihrem Kind und der Partnerin/dem Partner.
Eltern sind für Ihre Kinder bei Beziehungsproblemen oft die letzte Adresse, an die Sie sich wenden. Auch wenn es schmerzt, es bleibt Ihnen nicht anderes übrig, als das zu akzeptieren. Dennoch können Sie ihrem Kind helfen. Sprechen Sie an, dass in einer Ehe nicht ständig eitel Sonnenschein herrscht, sondern dass Probleme auftreten werden. Sie könnten das Paar dazu ermutigen, sich mit anderen Paaren anzufreunden, die in ähnlichen Lebensverhältnissen stecken. Der Austausch mit Menschen, die vergleichbares erleben ist hilfreich und eröffnet neue Sichtweisen. Auch gibt es in manchen Gemeinden kirchliche Gesprächskreise für junge Paare, was für religiöse Menschen eine Option sein könnte.
Sie haben massgeblich in der Hand, wie das zukünftige Verhältnis zum jungen Paar sein wird. Verhalten Sie sich halsstarrig und rechthaberisch („Ich weiss es besser als du, weil ich mehr Lebenserfahrung habe“), können Sie sich auf einsame Geburtstage und Feiertage einrichten. Niemand möchte seine Zeit mit missbilligenden Eltern verbringen, die schlecht gelaunt nach dem Haar in der Suppe suchen.
Wenn Sie Zeit brauchen, um sich mit der Situation zu arrangieren, nehmen Sie sich diese. Es wäre unklug, sich mit einer indifferenten Haltung zu äussern. Drängt Ihr Kind darauf, dass Sie Ihren Segen geben, lassen Sie sich dennoch nicht unter Druck setzen. Sie dürfen Zweifel haben und diese auch äussern, doch wägen Sie Ihre Worte gut ab. Sie befinden sich aktuell in einer sensiblen Phase, in der eine unbedachte Äusserung tiefe Wunden reissen kann.
Vielleicht sind Sie mit Ihren Bedenken nicht alleine, schliesslich gibt es noch ein Elternpaar, dessen Kind in jungen Jahren heiraten will. Haben Sie schon darüber nachgedacht, sich mit Ihnen zu treffen? Es ist in Ordnung, wenn Sie den Kontakt suchen und um ein Gespräch bitten. Was denken die zukünftigen Schwiegereltern Ihres Kindes über die geplante Hochzeit? Oft ergeben sich aus dem Gespräch neue Erkenntnisse, Sie erfahren mehr Details und Hintergründe, auf deren Basis Sie sich Ihre Meinung bilden können. Ein Gespräch mit allen zusammen – also Sie, die Schwiegereltern und das Brautpaar – sollte nicht zu einer Intervention genutzt werden. Vielmehr ist ein solches Treffen als Signal der Unterstützung zu verstehen, auf die sich das junge Paar verlassen kann. Auch wenn Sie im Grunde nicht einverstanden sein sollten, machen Sie sich klar, dass es nicht um Sie geht.
Ihr Kind fühlt sich erwachsen genug zum Heiraten und in vielen Fällen ist es das auch. Ob Sie es wahrhaben wollen oder nicht, mit grosser Wahrscheinlichkeit wird es zu einer Eheschliessung kommen. Sich dagegen zu wehren ist in den allermeisten Fällen keine aussichtsreiche Strategie. Die Gefahr ist sehr gross, dass sich Ihr Kind zumindest vorübergehend und im schlimmsten Fall dauerhaft von Ihnen abwendet. Wollen Sie das riskieren?
Unabhängig von Ihren persönlichen Befindlichkeiten und Ihrer ganz persönlichen Einschätzung ist es ein Grund zum Feiern, wenn sich zwei Menschen die Ehe versprechen. Freuen Sie sich mit Ihrem Kind und helfen Sie, dass dieser Tag eine unvergessliche Erinnerung wird – für Sie und für das junge Ehepaar.
Bilder: Pixabay.com - ID 2367561 - Kate Trysh
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