Was ist der Unterschied zwischen kalten Füssen und massiven Zweifeln? Wann sollten Sie die Flucht ergreifen? Lesen Sie, wann Sie bleiben sollten und warum Vernunftehen funktionieren.
Der Gedanke an die eigene Hochzeit treibt bei vielen Frauen und Männern den Blutdruck in die Höhe. Das Herz rast, die Freude wächst und die Schmetterlinge im Bauch schlagen Purzelbäume. Doch Moment mal: Was ist denn, wenn es gar keine Schmetterlinge, kein (positives) Herzrasen und keine unbändige Freude gibt? Wenn die Herzes-Antwort auf die Frage des Pfarrers lieber NEIN als JA lauten würde? Was, wenn das JAWORT nicht von Herzen, sondern vom Kopf kommt?
Zunächst einmal lässt sich zwischen den allseits bekannten „kalten Füssen“ vor der Hochzeit und handfesten Fluchtgedanken unterscheiden. Typische zweifelnde Gedanken, die fast jede Braut und fast jeder Bräutigam vor der Hochzeit haben, sind zum Beispiel diese:
Ist es wirklich der richtige Moment zum Heiraten? Hinter dieser Frage stecken weitere Überlegungen, oft sind es diese:
Die soeben aufgeführten typischen Gedanken vor der Hochzeit bedeuten im Grunde nichts anderes, als dass Ihre Gefühle verrücktspielen. Generell kann kein Brautpaar wissen, ob die kommende Ehe für immer hält und ob Fragen und Zweifel rational gesehen begründet sind oder nicht. Erinnern sie sich an die schönen Momente, daran, wie Sie auch Krisenzeiten zusammen durchgestanden haben. Können Sie sich aufeinander verlassen und fühlen sich als unschlagbares Team? Stellen Sie sich doch vielmehr die Frage, ob Sie glücklich in der Nähe ihres Partners sind? Haben Sie leuchtende Augen, wenn Ihr Schatz der Raum betritt? Ja? Dann sollten Sie die emotionale Achterbahn als das betrachten, was sie ist: Ein kurze wilde Fahrt mit absehbarem Ende. Sie geht vorüber. Wollen Sie heiraten? Dann sagen Sie aus tiefstem Herzen JA.
Liebe macht bekanntlich blind, doch es gibt einige Punkte, die Sie bewusst überdenken sollten. Die folgende Auflistung greift die häufigsten Scheidungsgründe auf.
Unser Rat: Verschliessen Sie nicht die Augen vor Gründen, die offenkundig gegen eine harmonische Ehe sprechen. Natürlich lassen sich nicht alle Partnerschaften über einen Kamm scheren. Doch können Sie die oben beschriebenen Aspekte für sich abwägen und individuell entscheiden, ob sie so stark ausgeprägt sind, dass sie einer geplanten Ehe entgegenstehen.
In jeder Ehe – auch in einer so genannten Vernunft-, Versorgungs- oder Zweckehe – gibt es Aspekte, die die Beziehung stabilisieren. Auch, wenn Liebe nicht der Hauptgrund für die Hochzeit ist, kann sich aus einer Vernunftehe eine vertrauensvolle Partnerschaft bilden. Liebe gibt es in vielen Formen, es muss nicht immer der ganz grosse emotionale Gefühlsrausch sein. Vertrautheit, einander verstehen und unterstützen können sich auch Paare, die bis auf leidenschaftliche Stunden sehr viel miteinander teilen. Wenn das JAWORT nicht von Herzen kommt, sondern sachliche Gründe den Ausschlag geben, kann der Bund für´s Leben trotzdem funktionieren.
Es gibt Paare, die heiraten, weil „es passt“. Beide Partner verfolgen dieselben Lebensziele, man lebt zufällig in der gleichen Stadt und hat dieselben Pläne – zum Beispiel ein Kind. Tatsächlich gibt es verschiedene wissenschaftliche Untersuchungen, die herausgefunden haben, dass Vernunftehen häufig besser klappen als Ehen aus Leidenschaft. An der renommierten Harvard-Universität forschte der Psychologe Robert Epstein Anfang der 2000er rund um den Themenkomplex der arrangierten Ehen. Er stellte fest, dass Partner in arrangierten Ehen im Laufe der Zeit stärkere und belastbarere Gefühle zueinander entwickelten als Paare, die aus Liebesgründen vor den Altar traten. Wie kann das sein?
Nüchtern betrachtet ist eine glückliche Ehe das Ergebnis gemeinsamer Erfahrungen und Erlebnisse, ähnlicher Werte und Lebenspläne. Hinzu kommen zwei weitere Aspekte. Der erste Aspekt richtet sich an die Verwechslungsgefahr von Lust und Liebe. Es fällt den meisten Menschen schwer, Lust und Liebe voneinander zu unterscheiden. Wer aus Lust und nicht aus Liebe heiratet, erlebt schon bald ein böses Erwachen.
Der zweite Aspekt ist psychologischer Natur. Wenn sich zwei Menschen für 2 oder 3 Minuten tief in die Augen schauen, verstärken sich automatische die Gefühle füreinander. Dies gilt auch dann, wenn sich die beiden Personen überhaupt nicht kennen.
Manchmal ist der Kopf einfach klüger als der Bauch und das Herz. Manche sagen, dass wahre Liebe in einem ruhigen Herzen wohnt. Übersetzt bedeutet das, dass es nicht den grossen Knall geben muss, der das Feuerwerk der Gefühle einleitet. Die beständige Zuneigung wächst langsam unter gegenseitigem Respekt zueinander. So können Vernunftehen sehr wohl harmonisch verlaufen und ein ganzes Leben lang stetig stabiler und tragfähiger werden.
Bilder: iStockphoto.com - ID 1213595725 - fizkes
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