speedy am 19.04.2010
Speedy's Hochzeit Part II
Mein erster Gedanke nach dem Aufwachen war:"Diese Baldrian-Hopfen-Dinger sind gut, ich hab durchgeschlafen". Nur dass der blöde Wecher behauptete, es sei kurz nach fünf. Wer den Part I schon gelesen hat und rechnet, der kommt schnell darauf, dass ich ganze drei Stunden geschlafen habe. An ein nochmal Einschlafen war natürlich nicht zu denken. So wartete ich denn, bis endlich halb sieben war. Meine Mutter ist kurz zum Beck rüber und ich hab den Frühstückstisch parat gemacht. Nach dem Zmorge bin ich zum Coiffeur rüber, ausgerüstet mit den Fotos der Probefrisur, dem Haarschmuck, meinem Lippenstift und den falschen Wimpern. Zuerst wurde ich geschminkt und sie klebte mir die Wimpern an. Danach wurde die Frisur in Angriff genommen. Es hat ein bisschen länger gedauert als bei der Probefrisur. Schliesslich hatte auch die Coiffeuse eine hohe Erwartung an ihre Arbeit. Nach einer guten Stunde war alles so weit perfekt und ich ging wieder nach Hause. Bei meiner Nachbarin hing mein Kleid. Sie hat mir auch gleich beim Anziehen geholfen. Mami wartete in unserer Wohnung drüben, weil zu erwarten war, dass irgendwann die Fotografin leutet. Diese war nämlich bereits beim Coiffeur wieder aufgetaucht und hat ihre Fötelis gemacht. Ich stand bereits in Vollmontur da, als die gute Dame endlich auftauchte. Das war mir aber völlig egal, weil ich eh keine Fotos vom Anziehen haben wollte. In der ganzen Zeit, in der ich beim Coiffeur war und mich angezogen habe, war mein Liebster zur Gärtnerei gefahren, wo er unsere Sträusse und die beiden Blumenanstecker abgeholt hat. Den Strauss der Trauzeugin und den Anstecker des Trauzeugen hat er gleich bei seinen Eltern abgeladen und ist dann pünktlich nach unserem Zeitplan wieder zu Hause angekommen. Wir sind dann gleich los für die gestellten Fotos des Brautpaares. Die Sonne schien zu diesem Zeitpunkt noch nicht durch die Hochnebelfelder hindurch, was aber nicht wirklich gestört hat. So hat es auch nicht geblendet und es hatte noch keine Schatten. Die Fotos sind sensationell geworden, so dass ich nun denke, das schwierigste an der ganzen Hochzeitsorganisation wird es wohl sein, das (oder die) Foto(s) für das Dankeskärtli auszuwählen. Nach dem Fotografieren sind wir nach Hause, mein Liebster ist dann gleich zur Kirche rüber und ich hatte mit meinem Vater noch eine gute Stunde Zeit. Wir haben die Musik nochmals laufen lassen und sind noch ein bisschen durch die Wohnung stolziert. Um viertel vor eins meinte mein Vater zum ersten Mal, ob wir nicht langsam rüber sollen. Wir haben aber zur Kirche rüber gerade Mal zwei / drei Minuten zu Fuss. So sind wir dann kurz vor eins rüber. Die Kirche war tatsächlich voll. Als ich neben meinem Vater her ging, war ich überrascht, wie gefasst ich war. Ich freute mich über die einzelnen Gesichter, die ich aus der Masse heraus erkannte. Doch dann stand da, ungefähr in der viertvordersten Reihe, mein Grossvater. Er ist ein Fels von einem Mann, und ich kenne ihn nur als lauten, starken Mann. Da stand er nun, hielt sich mit beiden Händen am Kirchenbank fest und hatte nicht Bäche in seinen Augen sondern Wasserfälle. Natürlich haben sich da meine Augen auch gefüllt, aber ich konnte mich rasch wieder fassen, so dass keine Träne über meine Wangen rollte. Da stand ich also, neben meinem Mann, und wartete, bis der Chor sein Eingangslied beendete und wir endlich absitzen durften. Meine Knie haben gezittert wie blöd. Irgendwann hatte dann das Lied mit mir Erbarmen und keine weitere Strophe mehr zu bieten. Die Trauung des Pfarrers war genial. Wir sind mehrmals danach auf die Pfarrwahl angesprochen worden und es wurde dazu gratuliert. Er hat in seiner lockeren, fröhlichen Art den Gottesdienst geschmissen. Für die Traupredigt hat er Informationen aus unserer Hochzeitshomepage repetiert und interpretiert. Es war wirklich super. Auch der Chor, der bis zum Ausgangslied im ganzen sieben Auftritte hatte, begeisterte uns und unser Publikum. Das Ja-Wort hab ich in der Kirche deutlich besser rausgebracht als am Vortag auf dem Standesamt. Hab aber auch extra zuvor nochmals leer geschluckt. Hilft fast besser, als sich zu räuspern, hab ich gemerkt. Unser kleiner Schornsteinfeger, Michis Göttibub, hat seinem Götti das Ringkissen förmlich angeworfen. Zum Glück waren die Ringe gut darauf befestigt. Meine erste Panne ist ausser meinem Mann wohl niemandem wirklich aufgefallen: Ich war zuerst dran mit Ring übergeben, sah da meinen Ring liegen und wollte ihn nehen. Liebe Bräute, man muss NICHT seinen eigenen Ring nehmen! Das Anstecken der Ringe hat dann bestens geklappt. Bei den Fürbitten hat der Pfarrer noch eine für mich (und wahrscheinlich auch meine Familie) wunderschöne Bitte mit eingebaut. Er bat für die, bei denen es nach einem Ja trotzdem nicht mehr ging, dass sie mit der Vergangenheit Frieden schliessen und einen Neustart wagen dürfen. Erst jetzt fällt mir auf, dass ich gar nicht darauf geachtet habe, wie lange der Gottesdienst gedauert hat. Halt gerade perfekt. Fortsetzung folgt
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